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Abschied nach 24 Jahren

Rathaus Gießen, 29.08.2024, 10:30 Uhr.
Der Saal ist bereit, die Mitarbeitenden der Außenstelle Gießen - leicht zu erkennen an ihren weißen Vereins-Poloshirts - emfpangen Gäste und richten die letzten Flyer auf dem Informationstisch aus. Nach und nach treffen alte Weggefährtinn*nen aus dem Verein und dem Netzwerk im Hermann-Levi-Saal ein. Die Außenstelle Gießen ist seit vielen Jahren sehr aktiv in der Opferarbeit und gut im Netzwerk integriert. Ehemalige Mitarbeitende begrüßen Kolleg*innen aus ihrer aktiven Zeit, stöbern durch das Material am Infotisch und finden sich in kleine Gruppen im Saal verteilt zusammen. 

Als Karin Skib ankommt, ist das Hallo groß. Nach fast 25 Jahren Einsatz für die Belange von Kriminalitätsopfern hat sie zum 01.08.2024 alle Ämter niedergelegt und die Leitung der Außenstelle an ihre Stellvertreterin, Ilona Moosdorf, übergeben. Viele sind gekommen, um sie nun, einen knappen Monat später, für ihre Arbeit zu würdigen und ehrenvoll in den Ehrenamtsruhestand zu verabschieden. 

Die Eröffnung der Veranstaltung übernimmt Dr. Patrick Liesching, Landesvorsitzender in Hessen und Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS. Er spricht über die weiten Kreise, die die Arbeit von Karin Skib gezogen hat. Ausgehend von einem Fall massiven Stalkings, den sie in ihrer Anfangszeit betreute, lassen sich Linien ziehen bis zur Bewertung von Stalking als Strafatbestand. Und wenn man es genau nimmt, so Liesching, geht der Einfluss eigentlich noch weiter bis hin zur angestrebten Regelung der Fußfessel in Hessen und im Bund. Ein großes Erbe also.

Im Anschluss begrüßt Bürgermeister Frank-Thilo Becher die zu Ehrenden und alle Anwesenden in seiner Stadt und bedankt sich für die geleistete Arbeit. Gut 3000 Personen sind während der Amtszeit von Karin Skib beraten und betreut worden. Das ist gut 1% der kompletten Bevölkerung des Landkreises. Eine große Leistung, noch größer wenn man bedenkt, dass sie ehrenamtlich erfolgt ist, und die Außenstelle zu Skibs Amtsantritt zunächst neu aufgebaut werden musste. Sein Grußwort schließt auch einen Kreis, denn Karin Skibs Amtseinführung fand im alten Rathaus in Gießen, unter seinem Vor-Vor-Vorgänger Manfred Mutz, statt. Nicht nur ein großes Erbe also, sondern auch ein langes.

Es folgt ein Grußwort des Polizeipräsidenten Mittelhessens, Torsten Krückemeier. Vor fast 25 Jahren, so erinnert er sich, begann sein Weg bei der Polizei. Opferschutz hatte damals noch wenig Raum in der Polizeiausbildung und -arbeit. Viel ist seit dem passiert, und doch sitzen immer noch viel zu wenig Personen in den Polizeistationen, die für die Opfer da sind. Umso dankbarer ist er für die Arbeit des WEISSEN RINGS im Allgemeinen, und der Außenstelle Gießen im Besonderen. Für die Zukunft, das verspricht er, wird das Polizeipräsidium auch weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. 

Den Abschluss der Reden zu Ehren Karin Skibs bildet Horst Cerny, seinerzeit Landesvorsitzender in Hessen, als Skib ihre Ehrenamtslaufbahn begann. Er erinnert an die Anfangszeiten, an gemeinsame Veranstaltungen und die unermüdlichen Bemühungen, Kriminalitätsopfer besser zu stellen und den Opferschutz auch in den Strukturen der Polizei zu stärken. 

Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgt Heinz-Jörg Ebert, in Gießen und darüber hinaus bekannt als eine der "Drei Stimmen", aber auch als Solo-Künstler. Er hat, so erzählt er einleitend, musikalisch mit Bedacht gewählt. Sein Repertoir beginnt er mit "Yesterday", dem symbolischen Blick zurück auf das, was geschafft wurde. 

Passend kommt direkt danach Karin Skib selbst zu Wort. Unmöglich sei es ihr, alle Webegleiter*innen und alle wichtigen Ereignisse zu benennen, die ihre Zeit beim WEISSEN RING ausgemacht haben, sagt sie. Sie dankt allen Anwesenden für ihr Erscheinen und ihre Großzügigkeit. Ihr Blick geht zum Gabentisch, der kaum ausreicht um all die Blumen, Andenken und kleinen Abschiedsgeschenke zu fassen. Sie dankt auch ihrem Team und all den Wegbegleitern, ohne die die Arbeit nicht möglich gewesen wäre. "Ihr seid", so schließt sie, "nicht nur der Hammer, sondern der ganze Werkzeugkasten". 

Thematisch passend folgt der nächste musikalische Beitrag: "You raise me up". Es geht nur gemeinsam, auf den Schultern derer stehend, die zuvor kamen. Der Saal nimmt Botschaft und musikalische Darbietung gleichsam begeistert auf. 

Den Abschluss - und gleichzeitig neuen Anfang - bildet die Ansprache von Ilona Moosdorf, seit 01.08.2024 neue Außenstellenleiterin in Gießen. Ihr Dank gilt Karin Skib, aber auch ihrem Team. Sie betont, dass die Leitung in der Zukunft generationenübergreifende Gemeinschaftsarbeit werden soll. Mit ihr an der Spitze, aber mit zwei jüngeren Mitarbeiterinnen eng an ihrer Seite. Es gibt weiterhin viel zu tun in Gießen. 

Musikalisch schließt die Veranstaltung mit "Nessun Dorma" - Keiner Schlafe. Auch das ist mit Bedacht gewählt, denn so gut die Arbeit des letzten fast Vierteljahrhunderts war, sie muss weitergeführt werden. Man darf sich nicht ausruhen. Die Gäste sind sich gewiss - darum muss man sich in Gießen keine Sorgen machen. Und so geht es im Anschluss direkt noch zu einem kleinen Empfang im Nebenraum, in dem sich ausgetauscht, Kontakte geknüpft und neue gemeinsame Ziele im Netzwerk besprochen werden. 

Der Landesverband Hessen dankt an dieser Stelle Karin Skib noch einmal herzlich für ihr großes Engagement und ihren Einsatz für die Belange von Kriminalitätsopfern und wünscht Ilona Moosdorf für die Zukunft in ihrem neuen Amt viel Erfolg!

v.l.n.r.: Dr. Patrick Liesching, Ilona Moosdorf, Karin Skib, Torsten Krückemeier (Foto: WR)

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